Die Erste Reihe

im jahr 1951 erschien im verlag neues berlin GmBH das buch "Die erste Reihe". der autor stephan hermlin erzählte die kurzen, von den nazis verkürzten leben einer reihe von antifaschisten. eines jener bücher das 1951 dazu gedacht war, das von den nazis demagogisch-volkfeindlich-verlogene ihrer deutschen geschichte richtigzustellen. den gaulandschen fliegenschiß, sozusagen. 32 kurze geschichten, die die meist jung gestorbene und ihre familien, freunde und kampfgefährten erzählten. zwei erzählungen sind gruppen gewidmet: der "weißen rose" und die "gruppe baum".

das wiederlesen ist schön … ich hatte das buch nach meiner erinnerung in den 70ern gelesen. sprachlich hervorragend, auch die darstellungsweise: idealisierend, klar. wie man liebe verwandte und freunde erzählt, die jung gestorben sind, und zwar fremdverschuldet. aber doch angemessen menschlich. also nicht derart überhöhend wie in sachen heutiger popstars, politniks, adelspack-darsteller.

die letzte erzählung ist die des walter husemann, dem im prenzlauer berg - unweit der wohnung, in der ich aufgewachsen bin und aus der ich anfang der 90er von den besatzer VERTRIEBEN wurde - eine straße gewidmet wurde und ist.

hermlin beschreibt, daß und wie husemann sich von den mordrohungen der faschisten nicht davon abhalten ließ, sein leben einzusetzen für ein besseres, gutes deutschland. für das wohl und glück seiner klasse und darüber hinaus aller nichtausbeuter. eine gutes deutschland, das er sich offentlich sehr anders vorstellte als das heutige. damals eine minderheiten entscheidung, die aber typisch war für KOMMUNISTEN wie husemann und honecker. seit 1990 deswegen aus den geschichtsschreibungen gestrichen.

hermlin gibt am ende des buches walter husemanns abschiedsbrief an seinen vater wieder:

"Mein Vater! Sei stark! Ich sterbe so wie ich gelebt habe: Als Klassenkämpfer! Es ist leicht, sich Kommunist zu nennen, solange man nicht dafür zu bluten hat. Ob man wirklich einer war, beweist man erst, wenn die Stunde der Bewährung gekommen ist. Ich bin es, Vater!

Ich leide nicht, Vater, glaube mir das! Ich gönne keinem, mich schwach zu sehen. Anständig aus dem Leben zu gehen, das ist die letzte Aufgabe, die ich mir gestellt habe, mutig und treu bis ins Mark meiner Knochen.

Erweise Dich Deines Sohnes würdig! Überwinde den Schmerz! Du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen. Du hast sie doppelt und dreifach zu erfüllen, denn Deine Söhne sind nicht mehr.

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